Der Erde helfen.
Permakultur mit Herr Berlin und dem Zwerg im grünen Mantel.
Ich bin bei einem Spaziergang, nahe Kleinheppach im Remstal. In Mitten von Feldern bewundere ich einen Garten, der irgendwie anders ist. Ein riesiger Kohlrabi sticht mir ins Auge, als ich das erste mal den Garten von Herr Berlin besuche. Wirklich große, kräftige und gesunde Gemüsepflanzen wachsen fröhlich neben Kräutern und Blumen. Ein paar junge Obstbäume gedeihen auch hier und da.
Wie macht er das nur, fragt man sich neugierig! Ein paar Monate später treffe ich den 83 jährigen Imker persönlich. Übrigens, seinen Honig habe ich schon oft gegessen, der schmeckt super!
Er erklärt mir die Hügelbeete die aus alten Pflanzenresten und noch ein paar Zutaten bestehen. Kompost ist sehr wichtig, aber man braucht Zeit einen guten Kompost zu bekommen. Man lernt ständig dazu. Er sammelt alte Pflanzen, Garten — und Essensreste, zusammen auf einen Haufen. Dazu mischt er immer wieder Bokashi, Pflanzenkohle und Steinmehl, sowie die eingeschmolzenen Reste der Bienenwaben. Dazu kommt aber dann das allerwichtigste, wie er sagt. Es ist die Liebe und die Aufmerksamkeit — ständig dabei zu sein und daran zu denken. Ah und nicht zu vergessen, die Überraschungszutat sind die eingefrorenen Nacktschnecken.
Den Haufen den er mir gerade zeigt hat er im Herbst angesetzt und er ist im Sommer vermutlich fertig. Also von einem guten halben Jahr bis 5 Jahre oder länger braucht guter Kompost schon. Er zeigt mir einen Eimer mit schwarzer Erde. Dieser Kompost ist über 5 Jahre alt. Er lässt mich riechen. Ein ganz angenehmer weicher Geruch und die Textur auch ganz locker und weich!
Ein paar Infos zu den besonderen Zutaten:
Bokashi kann man aus organischen Küchenabfällen selbst herstellen. Dazu die Abfälle in einem luftdichten, dafür geeigneten Behälter mit Hilfe effektiver Mikroorganismen fermentieren. Dadurch entsteht ein nährstoffreicher Dünger, der den Boden belebt.
Pflanzenkohle, ist eine Form von Aktivkohle, die durch die Verkohlung von organischem Pflanzenmaterial entsteht und zur Bodenverbesserung sowie zur langfristigen Kohlenstoff-Speicherung eingesetzt wird. Sie ist Bestandteil der “Terra Preta” die eine besonders fruchtbare Schwarzerde aus dem Amazonasgebiet ist, die durch die Zugabe von Pflanzenkohle und organischen Abfällen entstand und dadurch ihre hohe Nährstoff-Speicherung und langfristige Bodenfruchtbarkeit erhält.
Steinmehl ist ein feines Pulver aus gemahlenem Gestein, das bei der Kompostierung verwendet wird, um Nährstoffe und Mineralien in den Boden einzubringen und die Zersetzung organischer Materialien zu unterstützen.
Seinen Kompost legt er auf die Erde und mit einer Art großen Grabegabel mit langen Forken, die auch in der Permakultur Verwendung findet, lockert er den Boden. Die Gabel hat zwei Griffe und man kann mit dem ganzen Körpergewicht draufstehen um diese hin und her zu bewegen. Die Erde nicht umdrehen, das ist wichtig — einfach mit der Grabegabel etwas auflockern. Auf den Wegen zwischen den Beeten säht er immer Klee aus, das funktioniert gut meint er. Zwischen den Gemüsen jätet er und das Gras packt er immer in die Komposthaufen.
Ein paar Leute hat er gefunden, die ihm freiwillig in seinem Garten helfen und so etwas über seine Methoden dazulernen und sich dann natürlich beim Gemüse bedienen dürfen.
Er hat Gemüse auf normaler Feldfläche angepflanzt, wo er immer wieder vom Kompost etwas draufgibt aber hat auch ein paar Hügelbeete wo er quasi direkt den Komposthügel bepflanzt hat. Das würde wirklich gut funktionieren man braucht aber eben viel Material für diese Hügel.
Oberstes Gebot in seinem Garten, sind natürlich keine Pestizide und Kunstdünger zu verwenden — alles natürlich hier.
Den Kompost setzt er immer mal wieder um und dann heißt es auch geduldig sein, bis die Pflanzenreste sich schwarz färben und die Erdbrocken porös werden.
“Der Erde muss man helfen!”
“Der Erde muss man helfen!” sagt Herr Berlin. “Die Pflanzen wachsen und gehen in die Tiere, diese wiederum werden zum Menschen. Wenn die Pflanzen also gesund sind, dann kann auch der Mensch ein gesundes Leben führen.”
Er meint, so bleibt man wirklich gesund. Abgesehen von schweren Füßen — die ja vielleicht auch vom tragen der schweren Bienenkisten kommen, ist er super gesund und war schon ewig nicht mehr krank.
Ah und was es mit dem Zwerg auf sich hat? Die Geschichte erzählt er euch sicherlich persönlich, falls ihr ihn trefft.
Also — mit viel Liebe ans gesunde Gärtnern und Genießen!
Text & photos: Jessica Morfis