Warum ich Vielfalt lebe

– durch meine Fotografie das Potenzial von Menschen stärken und Resonanz schaffen.

Wenn man mich früher in der Schule gefragt hat, was ich später mal werden möchte oder was meine Lieblingsfarbe ist, hat mich das immer gestresst — und auch verwundert. Gestresst, weil ich dachte: Wie können die anderen sich so einfach für eine Sache entscheiden, wenn es so viele tolle Farben und interessante Berufe gibt? Ich wollte mich nie festlegen, weil ich Vielfalt und Abwechslung liebe. Also habe ich einfach fünf Farben aufgeschrieben und mich dabei wie ein Alien gefühlt.

Neues zu entdecken, Dinge auszuprobieren, um spielerisch und experimentierend dem näher zu kommen, was ich mag, gibt mir Freude. So bewege ich mich am liebsten durch die Welt, und so habe ich schon vieles (kennen)gelernt. Mein Lieblingsfilm war immer Pippi Langstrumpf. Ich wollte einfach nicht akzeptieren, dass ich mich irgendwann in meinem Leben langweilen würde, wenn ich nur einer Sache nachginge. Vielmehr wollte ich mir eine bunte, lebendige und abwechslungsreiche Welt erschaffen.

„Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt, …“

In der Welt, in der wir leben, ist das nicht immer einfach zu verstehen. Die meisten Menschen konzentrieren sich auf eine Sache und wollen Experten sein, die “tief tauchen”. Dieses „eine Sache richtig gut beherrschen“ fand ich immer faszinierend — und gleichzeitig konnte ich beim besten Willen nie verstehen, wie das für mich gehen soll. Denn oft hört man: “Entscheide dich doch mal für eine Sache” oder “Bleib doch einfach mal dabei”. Aber ich musste immer wieder antworten: „Das geht bei mir einfach nicht.“ Insgeheim war ich jedoch entschlossen, mir einen Alltag zu schaffen, der all die verschiedenen Tätigkeiten und Interessen miteinander verbindet.

Und ich glaube, dass das gerade passiert. Nach und nach fügt sich alles zusammen — Kreativität, Fotografie, die Liebe zur Natur, das Spielen, die Gesundheit und der Mensch. Deshalb bin ich heute so glücklich, dass ich mir meine bunte, abwechslungsreiche Welt bewahrt habe und auf mich gehört habe. Mein — wohl neurodivergentes — Gehirn hat eben seine eigenen Bedürfnisse, und das ist in unserer neurotypischen Gesellschaft nicht immer leicht.

Meine Neugier und Entdeckerfreude bringen mich als Portraitfotografin zu den unterschiedlichsten Menschen. Diese Begegnungen und das Eintauchen in ihre Welt bringen mir Inspiration und die Abwechslung, die ich mir wünsche. Jetzt beginne ich, meinen Wunsch nach Umweltschutz und die Hoffnung, dass Menschen mehr im Einklang mit der Natur leben, mit meiner Fotografie zu verbinden. Ich möchte einen gesunden Systemwandel anregen und suche deshalb inspirierende Menschen — Changemaker, Visionäre, Pioniere, Umweltschützer, Klimaaktivisten –, die unseren Planeten gesünder und lebenswerter gestalten wollen. Ihre wichtige Arbeit für eine bessere Welt möchte ich beleuchten, um andere zu inspirieren und zu ermutigen, ein bewussteres, respektvolleres Leben zu führen.

Aber vor allem wünsche ich mir, auf diese Weise auch eine Gemeinschaft, eine Community zu schaffen, in der wir uns mit unserem Wunsch nach einem respektvollen Leben weniger allein fühlen. Denn kennt ihr das Gefühl? Man steht da, voller Energie und ein paar erster Ideen — aber man weiß einfach nicht so recht, wie man seine Vision leben oder sein Projekt in die Öffentlichkeit bringen soll. Oft fehlt die Resonanz und vielleicht auch ein Team, das einen unterstützt. Deshalb möchte ich mit meiner Arbeit erreichen, dass das Potenzial der Menschen gesehen wird und ihre Arbeit die verdiente Resonanz erhält.

So können wir gemeinsam mit geballter Kraft eine gesündere Zukunft erschaffen. Wir haben so vieles selbst in der Hand und können uns heute dafür entscheiden, danach zu handeln.

Sei mutig, denn es gibt keinen Planet B.

Text & photos: Jessica Morfis