Serielle Fotoarbeiten

Biografie

Die Künstlerin Jessica Morfis wurde 1990 in Waiblingen geboren. Nach dem Abitur ließ sie sich an der Johannes-Gutenberg-Schule in Stuttgart zur Mediengestalterin ausbilden. Sie lebt in Stuttgart und arbeitet derzeit als freie und als angestellte Fotografin. Nun hat die Initiative Mahlwerk ihre Arbeiten nach Plochingen geholt.

Öffnungszeiten

Die Schau ist bis 23. Oktober zu sehen, und zwar montags, mittwochs und samstags von 10 bis 13 Uhr, dienstags und donnerstags von 10 bis 13 und 14 bis 17 Uhr, freitags von 9 bis 16 Uhr. Sie hat zudem am 10. Oktober beim Plochinger Herbst geöffnet von 13 bis 18 Uhr. Die Künstlerin ist am letzten Tag der Ausstellung anwesend.

Die Werke

Jessica Morfis zeigt serielle Fotoarbeiten auf Papier, die beim Experimentieren mit digitalen und analogen Techniken entstanden sind. Gegenstände und Materialien werden einem fotografischen Prozess ausgesetzt, der es erlaubt, die eigentlichen Sujets zu abstrahieren, wodurch sie ihre ursprüngliche Bedeutung verlieren. pb

Samstag/Sonntag, 11./12. September 2021 I KULTUR LOKAL I  Eßlinger Zeitung 9

Wohin die Fantasie die Betrachter trägt

Die Initiative Mahlwerk organisiert die erste Einzelausstellung der experimentierfreudigen Stuttgarter Fotografin Jessica Morfis mit dem Titel „Mind Trip“. Ihr Werk ist in der Galerie der Stadt Plochingen zu sehen.

Von Petra Bail

Die Stuttgarter Fotokünstlerin Jessica Morfis hat eine Vorliebe für schlichte Gegenstände und Materialien. Sie experimentiert mit geknäulter Frischhaltefolie oder mit einer Blume aus Draht und Ton so lange, bis ganz erstaunliche Bilder zutage kommen, bei deren Betrachtung man beim besten Willen nicht sagen kann, was der Ausgangspunkt war. Man steht rätselnd vor der Serie „Structure“ und erkennt genau das: abstrakte Strukturen, von denen man nicht weiß, ob sie natürlichen Ursprungs sind oder doch künstlich. Sind es Landschaftsstrukturen vor einem Wolkenhimmel oder vielleicht ein aufgeschnittener Edelstein?

„Mind Trip“–Gedankenreise –nennt Jessica Morfis ihre erste Einzelausstellung, die in den Räumen der Städtischen Galerie Plochingen eine ideale, temporäre Heimat gefunden hat. Drei Räume,drei Themen, die im Kopf automatisch ein Gedankenspiel freisetzen. Es ist ein Spiel mit scheinbar Bekanntem. Jessica Morfis arbeitet in Serien, überwiegend in schwarz-weiß, wie die Foto-Reihen mit Körpern. Durch Licht und Schatten entstehen Formen, die wieder rätseln lassen, welche Gliedmaßen hier nun schemenhaft angedeutet werden. Dabei ist die Figur wie eine Skulptur inszeniert. Eindeutig wird Jessica Morfis jedoch nie. Sie bleibt im Vagen, Verborgenen; das macht ihre ästhetische Fotokunst so geheimnisvoll.

Auch die eigene Dunkelkammer ist für die junge Frau ein ergiebiges Experimentierfeld. So hat sie in der durchaus sinnlichen Analog-Print-Serie „Body Sculpture“ die Bewegung eines männlichen und eines weiblichen Körpers eingefroren, in „Light Flow“ wurde die Dynamik durch Fächern und Verwischen sichtbar gemacht, wirkt flüchtigleicht und fließend, während „Body Sculpture“ etwas Statuenhaftes repräsentiert, das an Michelangelos David denken lässt.

Diese digital fotografierte Serie hat sie auf eine Overheadfolie gedruckt und anschließend im Fotolabor vergrößert. Durch den Umkehrprozess von digitaler zu analoger Fotografie wurden die Strukturen und Druckerpunkte dann auf einem hochwertigen Spezial-Fotopapier als grobe Struktur, ähnlich etwa einer Raufasertapete, sichtbar gemacht.

Auch die Hängung unterstreicht die Lebendigkeit dieser Aufnahmen. Jessica Morfis hat sie nicht geglättet hinter Glas gepresst, sondern, wie aus der Entwicklerflüssigkeit, gebogen, an eine Schiene gepinnt. Damit macht die junge Künstlerin auch ihren Arbeitsprozess transparent.

Besonders spannend sind die Fotografien im Raum zur Schorndorfer Straße. Die „Structure“-Serie ist in Farbe und lässt organische Strukturen vermuten. Es könnten Pflanzen oder Organismen sein, genauso gut aber auch Gesteinsformen oder ein Bild vom Mann im Mond. Der Fantasie der Betrachterinnen und Betrachter sind in der Ausstellung keine Grenzen gesetzt. Ähnlich beflügelnd sind die Fotogramme einer Frischhaltefolie. Da drapierte Jessica Morfis die transparente Folie auf Fotopapier und belichtete das Arrangement anschließend. Die so entstandenen Lichtzeichnungen haben eine starke Dynamik und zeichnen sich durch hohe grafische Qualität aus.

Das Obergeschoss der Galerie schließlich ist dem Thema der Lichtmalerei gewidmet, technisch versiert umgesetzt. Ausgangspunkt zu dieser Serie war eine Blume, die Morfis zuerst gezeichnet, dann aus Ton und Draht abstrahiert nachgebaut hat. Dieses Objekt wurde wiederum fotografiert. Durch den Wechsel der Techniken begann die Fotografin, mit Lichtmalerei zu experimentieren, bis schließlich die Serie der blauen „Lichtblume“ entstanden ist. Diese Lust am Neuen macht ihre Arbeiten so interessant. pb